Gesehen und gesehen werden

Nicht nur Prominente wollen gesehen werden, sondern in jedem von uns steckt ein kleiner Narziss.Warum ziehen wir uns sonst jeden Tag etwas Anderes an. Warum kämmen wir uns, schminken uns und machen uns chic. Für die Anderen. Nein, natürlich zuerst für uns, aber dann doch für die Gesellschaft. 

Nur im Moment sieht alles nicht gut aus. Ich ging nach Wochen zum ersten Mal in eine Boutique. Mit Gesichtsschutz sah ich mich durch Atmungsschwaden, ich trage eine Brille, im Spiegel und dachte huch wer ist das denn, eine von G9, Muslima oder will die gleich eine Bank überfallen. Hinzu kam, dass ich plötzlich durch die Textilien und ihre Gerüche einen Hustenanfall bekam. Und schwupp stand ich wieder draußen. Nein, danke das tue ich mir so schnell nicht noch mal an. Gut draußen reiße ich mir sofort die Gesichtsbinde runter, aber ohne Lippenstift fühle ich mich nackt und mein Make up hängt zu 50% in diesem Lappen. Ich habe aber den Eindruck, dass viele Menschen sich nun viel selbstsicherer fühlen hinter dieser Verkleidung. Vielleicht kommt jetzt ihr Karnevals Gen durch oder weil sie sich jetzt nicht mehr von der Masse unterscheiden, Männer mit Bärten geht es ähnlich, auch hier heißt es, unsichere Masse statt, Klasse. Dann gibt es die Träger, wo man schon weiß um wen es sich handelt. Sie tragen den Mundschutz unter dem Kinn, auf der Stirn oder als Amulette, HALLO. Dann die Modebewußten mit dem LOGO eines Designers, weil man jetzt den Menschen mehr ins Gesicht schaut, anstatt auf die Tasche. Und dann die Depperten, die beim Autofahren voll maskiert und Ohrstöpsel tragen. HILFE, wo bleibt die Polizei? Bei Radfahrern müsste Maskenpflicht sein, sie husten und rotzen einfach in die Gegend, wie in Dubai auf dem Flughafen.Ja die Welt ein großer Maskenball geworden, mit vielen Jecken. Das Leben eine große Bühne, selbst in einer Tragik Komödie gibt es lustige Figuren. Gott erhalte uns den Sinn für Humor in einer schweren Zeit.
Das weitaus schönste Glück, das plötzliche.(Sophokles)